Von unbekannt - Sport-Album der Rad-Welt, 4. Jg., 1906, PD-alt-100, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=5024091

Von unbekannt – Sport-Album der Rad-Welt, 4. Jg., 1906, PD-alt-100, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=5024091

Viel hat sich verändert in über 100 Jahren Radsport in Berlin. Noch 1902 hatte das Fahrrad etwa die gleiche Bedeutung wie heute das Auto. Es war ein Luxusgegenstand, den sich nicht jeder leisten konnte. Hallenradsport hieß Saalradfahren, denn auch Sporthallen kannte niemand. Übungsstätten waren meist die Wirtshaus-Säle.               Es war also nicht alles besser als heute, jedoch besser für den Radsport.

Das erste Fahrrad des Freiherrn von Drais war erst einige Jahre erfunden und entwickelte sich rasant. Zunächst war es nur ein Laufrad, zum Abstoßen auf dem Boden. Räder mit großem Vorderrad und kleinem Hinterrad kamen. Kette, Pedalen, Luftreifen waren beachtliche Entwicklungen. Diese machten das Fahrrad auch erst vom Fortbewegungsmittel zum Sportgerät. „Ausfüllung der Winterabende, Beherrschung des Rades, Bindemittel Gleichgesinnter, Selbstbeherrschung, Schulung des Körpers, des Geistes und der Seele“ steht in alten Radbüchern und waren Ansichten.

Vor 100 Jahren war Radfahren „in“ und entwickelte sich mit der Fortentwicklung des Fahrrades steil nach oben. Autos gab es noch keine und so war das Fahrrad das Fortbewegungsmittel. Es war Platz auf Straßen und Wegen. Die Radfahrer-Vereine entwickelten sich wie bei fast allen Vereinen unter Gleichgesinnten, meist um gemeinsame Ausfahrten und Umzüge zu unternehmen. Radrennen gab es ebenso wenig am Anfang wie das Saalradfahren.

Das Reigenfahren war am Anfang mehr oder weniger eine Beschäftigung für die Winterzeit, wenn man draußen nicht fahren konnte. Je nach Größe der Wirtshaus-Säle wurden 8er oder 12er Mannschaften gebildet und in einfachen Formationen gefahren. Daraus bildeten sich mit der Weiterentwicklung des Fahrrades der Bau von Pyramiden, das Kunstradfahren, Radball und Radpolo.

1939 mit Beginn des zweiten Weltkrieges erlag praktisch das gesamte Vereinsleben. Die Männer mussten in den Krieg, Frauen hatten für die Kinder zu sorgen und diese waren bald mehr mit dem Altmaterial sammeln, als mit der Schule beschäftigt. 1945 war der Krieg zu Ende. Berlin lag zu großen Teilen in Trümmern. Das große Aufräumen begann. Die Männer kamen langsam wieder aus der Gefangenschaft zurück. Für Geld gab es erst nach 1948 wieder Waren, Arbeitsplätze wurden erst langsam wieder geschaffen, Wohnungen waren Mangelware. Überall wurde gearbeitet, eine neue Zeit brach an. Es war aber erstaunlich, wie die Menschen auch noch Zeit für etwas anderes hatten: Die Vereine und den Sport! Alles wurde aus dem Nichts aufgebaut. Sportstätten, Geräte, Trainingsstunden, Vorstände. Alle packten an, viel wurde improvisiert. Trotz 6-Tage-Woche und manchmal 60 Stunden Arbeitszeit konnte man den Ausspruch „keine Zeit“ kaum hören.

 

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